Ökumenischer Kreuzweg der Jugend 2017

Ziemlich unruhige Zeiten. Wahljahr, Menschen ohne Zuhause und noch mehr Menschen ohne Aussicht auf Rettung, verunsicherte Hilfebereitschaft, umherziehende Populisten, Aleppo, Terrorgefahr, ein Europa ohne Idee von sich selbst und noch viel mehr wäre zu nennen.

Mitten darin stehe ich selbst, mal mit meinen eigenen unruhigen Zeiten, mal mit meinen Zeiten der guten Botschaften und der Freude über das Leben.
Mitten hinein gibt es in jedem Jahr neu die Chance, mit dem Ökumenischen Kreuzweg der Jugend und seinen Materialien und Medien von dieser Welt und vom Leben zu reden und davon, was den Kern unseres Glaubens an Jesus Christus ausmacht. Kreuzweg ist, englisch gesprochen, Jesus Art; Kunst, die von Jesus und dem Weg mit Gott erzählt. Der Weg Jesu mit dem Kreuz steht für: revolutionär, radikal, prophetisch. Das gilt auch heute, gerade mitten in diesen Zeiten.

Mitten in diese Zeiten ist der Jugendkreuzweg 2017 deshalb mit dem Titel «JesusArt» unterwegs. Jesu Art des Glaubens, in den er uns ruft, ist Revolution. In Jesus begegnet dem Menschen die ganz persönliche Hinwendung und Zuwendung der Liebe Gottes. Diese Revolution prägt den Lebensweg Jesu, sie bringt ihm das Kreuz ein. Doch ist diese Umwendung auch Aufruf an mich, sich dem Menschen neben mir zuzuwenden – umso mehr, wenn es um die Verwundeten und die Notleidenden geht, um die «Verbandplätze dieser Welt», wie Tomáš Halík («Berühre die Wunden. Über Leid, Vertrauen und die Kunst der Verwandlung») dazu schreibt.

Der erste Schritt zur Heilung, so Halík, ist Mut zur Wahrheit, über mich, über die Welt; ich muss mich mir und ihr, mir und dem anderen neu zuwenden. Jesu Art des Glaubens ist darin zugleich radikal, sie geht an die Wurzeln – und verändert. «Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun», sagt Jesus am Kreuz. Damit, so Halík, wird der Sinn des Kreuzes offenbar: Nicht Rache, nicht Vergeltung, nicht Schuld und Sünde sind das Ende, sondern Vergebung. Sie ist die Wurzel, aus der Neues wachsen kann. Als Auferstandener zeigt Jesus die Wunden seines Leids, damit ihn seine Jünger erkennen (Joh 20,19-23): Er kommt aus dem Leid und den Händen seiner Feinde, doch spricht er vom Frieden und lehrt die Jünger die «Kunst, Böses nicht mit Bösem zu vergelten» (Halík). Er spricht seinen Jüngern die Kraft zu, Sünden vergeben zu können und damit Neues wachsen zu lassen.

Jesu Art endet nicht mit dem Kreuz. Er fordert auch uns auf, revolutionär und radikal zu sein: Diese Zeiten, diese Wunden, die Kreuzweg­situationen unserer Welt sind nicht das Ende; nicht in diesen und nicht für alle Zeiten. Sie müssen noch nicht einmal so bleiben. Er ermutigt uns dazu, prophetisch zu sein und Veränderung zu wollen. Er fordert uns auf, seiner Art zu folgen, um anders zu leben, anders zu hoffen, anders zu handeln.

Die Filmclips, Texte, Gebete, Aktionen und Musik vom Dialog zwischen dem Weg Jesu und den Lebenssituationen heute: die Kunst von Jesus Art, dem Ökumenischen Kreuzwegs der Jugend 2017, wurzelt in der Aussage der Bilder von Mika Springwald, die in Stencil Art gefertigt sind. Sie sind die ästhetische Wurzel des Kreuzwegs. Stencil Art steht als Kunstform, als Street Art für die Unterbrechung des Alltäglichen, für die Verneinung des Status quo durch Kritik oder auch Brechung. Ihre Wurzel ist gesellschaftlich, politisch. Sie ist direkt, braucht keine kunstwissenschaftliche Vorbildung, sondern zielt auf die Reaktion und Kommunikation mitten im Leben, mitten auf der Straße ab. Stencil Art greift mit ihrer Platzierung, ihrer Gestalt, ihrem Inhalt Objekte, andere Inhalte oder Botschaften aus ihrem bisherigen oder eigentlichen Kontext heraus und verfremdet, pointiert, intensiviert sie.


«JesusArt – Jesu Art
ist Revolution,
Hinwendung und
Zuwendung der
Liebe Gottes»


Das geschieht auch im Jugendkreuzweg und durch die Lebenssituationen der Bilder: ihre Originalherkunft bleibt sichtbar, aber sie wirkt, verstärkt noch durch dreidimensionale Objekte (vom Teddy aus dem Frauenhaus bis zum Natordraht des Grenzzauns) aus diesen unruhigen Zeiten mitten in unser Leben hinein. Stencil Art ist jung und zeitlos, ist gesellschaftlich-politisch und ästhetisch relevant, ist hohe Kunst und direkte Kommunikation. Genau deshalb werden die Lebenssituationen der Kreuzwegbilder zum Anstoß, die Gegenwart des Weges Jesu mitten unter uns wahrzunehmen.

JesusArt, der Ökumenische Kreuzweg der Jugend 2017, kommt nicht nur mit neuen Bildern und neuen Materialien, sondern auch mit neuen Auswahloptionen sowie mit Filmclips und App, also auch in neuen Medien und eben mitten in diesen Zeiten: um von Jesus und seinem Weg und von den Kreuzwegsituationen dieser Welt und meines Lebens zu sprechen.

Wir freuen uns sehr, wenn dieser Kreuzweg eurer Begegnung mit dem Leben und mit Jesus Christus dient, wenn er euch einlädt, auf eure Art Jesus auf eurem Lebensweg mit Gott zu folgen. Bleibt geborgen in Gottes Segen!

 

Alexander BotheAlexander Bothe
Referent für Ministrantenpastoral und liturgische & kulturelle Bildung, Arbeitsstelle für Jugendseelsorge (afj) der Deutschen Bischofskonferenz.
Geschäftsführer und Redaktionsleiter des Ökumenischen Jugendkreuzweges.